• Alina Nelega

    Ich begann, meinen Kindern Märchen zu erzählen vor ... etwa zwanzig Jahren. Meine älteste Tochter wollte nicht essen und so entstand die Nudelfee. Später hatte sie Angst vor Fröschen und so kam die Gans Ghighi, um sie zu schützen. Der Reihe nach kamen der Hase Hört-ganz-gut, der zum Freund meiner jüngsten Tochter wurde, das kleine blaue Schaf Piki, der Papagai Bobo ... und ich verwandelte mich langsam-langsam in Alina-Sobolina. Das war, als ich beim Radio arbeitete und Märchen für die Sendung meiner Freundin Dana-Kristallstimme am Sonntag Morgen schrieb. Nach der Zahl der Anrufe schloss ich, dass viele Kinder mir zuhörten. Eines Tages ließen mir zwei Mädchen eine große Thermoskanne mit Kaffee und eine Kiste mit hausgemachtem Kuchen vor dem Tor stehen. „Damit Du Lust auf Schreiben hast“, schrieben sie mit violettem Stift auf den Deckel. Und so musste ich schreiben. Ich schrieb ganz lange, trank Kaffee und aß hausgemachten Kuchen bis es so weit war, dass ich das Radio verlassen musste.

    Mit der Zeit sind meine Kinder groß geworden, und ich begann andere, längere und kompliziertere Geschichten zu schreiben. Ehrlich gesagt, eine ganze Weile schrieb ich nicht mehr für Kinder. Ich traf hauptsächlich sehr, sehr seriöse Erwachsene, die von mir wollten, dass ich eine andere Art von Büchern herausgebe, dass ich Theaterstücke und Romane für Schauspieler schreibe, die sie auf der Bühne spielen konnten oder die sie alleine lasen und dabei Kopfschmerzen bekamen. Manchmal wollen die Erwachsene sich wichtig nehmen ... und Kopfschmerzen machen einen sehr wichtig. So musste ich viel mit dem Zug, mit dem Flugzeug und sogar mit dem Schiff verreisen. Wie Nila-Krokodila. Ich habe viele große Städte gesehen, genau so wild wie der Wald des Hasen Hört-ganz-gut. Aber am Ende bin ich doch wieder nach Hause zurückgekehrt.

     

    In einer Nacht, in der ich nicht schlafen konnte, hörte ich, wie Veve Salvador gemeinsam mit dem Drachen Oskar an meiner Tür klopfte. Sie waren sehr aufgeregt. Ich ließ sie herein, sodass sie nicht im Treppenhaus schreien: bei uns im Hochhaus wohnen viele alte Leute und man soll ihren Schlaf hüten. Aber was für eine Überraschung! Sie waren nicht allein: Hinter ihnen kam der Kuchen-Mann, Puturica, Nina-Krokodila, Frau Ghionoaie, Puiu mit dem sprechenden Kreisel, Zurinka die Schöne, Bär Herbert, Prinz Marzipan ... meine Küche füllte sich mit Gästen. Und sie machten einen furchtbaren Lärm, sie wollten leben. Sie wollten sprechen, sich Gehör verschaffen. Sie verlangten ihr Recht. Was hättet ihr an meiner Stelle gemacht?

     

    So begann ich wieder, Märchen zu schreiben.

     
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