• Jan Cornelius

     -Warum schreiben Sie Geschichten für Kinder? 

    -Ich werde oft gefragt, warum ich fürKinder schreibe. Die Anwort darauf ist denkbar einfach: Weil es mirSpaß macht,und weil ich meine, dass Kinder dieehrlichtsten Leser überhaupt sind. Das merkt man am dutlichsten beiLesungen für Kinder: Wenn einem Kind eine Geschichte nichtgefällt, dann schweigt er nicht höfflich und applaudiert auch noch am Ende, sondern er zeigt seinen Unmut, gähnt, wirkt abwesend, bringt seineLangeweile zum Ausdruck. Maxim Gorki hat einmal auf die Frage "Wie schreibt man für Kinder?" geantwortet: "Genau so wie fürErwachesene, aber besser und spannender." Jeder, der Erfahrungen mitKinderliteratur hat wird dies bestätigen.

    – Woher nehmen Sie die Anregungen für Ihre Geschichten? Wie betrachten Sie die Kindheit?

    -Wenn ich für Kinder schreibe, schreibeich natürlich nicht nur für Kinder, sondern auch für das Kind in mir."Wenn wir keine Kinder mehr sind, dann sind wir schon längst tot", sagte einmalBrancusi zurecht. Und Nietzsche meinte: "In jedem Mann steckt ein Kind,das will spielen."Es ist allzu schade, dass vielenErwachsenen das Kindsein irgendwann völlig abgeht; wer eines Tagesaufhört die Welt wie ein Kind täglich neu zu entdecken, wer die Lust amSpielen und die kindliche Fantasie völlig verliert, der ist in der Tatein Zombie. 

     -Welche von Ihnen geschriebene Geschichte sehen Sie als die erfolgreichste an? Und warum?

    -Ich schreibe keine Märchen imtraditionellen Sinne, in Deutschland und im westlichen Europa gibt esdas traditionelle Märchen a la Rotkäppchen nur noch als "Konserve", es entstehen schon längst keineVolksmärchen mehr in diesem Sinne. Ich versuche in der Regel in die Hautder Kinder hineinzuschlüpfen und aus ihrer Perspektive eine kurze,witzige, überraschende Geschichte aus dem Alltag zu erzählen. Wenn derText gut ist, identifizieren sich die Kinder damit und sind begeistertund spinnen das Erzählte weiter. Ab und zu erzähle ich auch derheutigen Zeit angepasste Märchen.
     -Mein erfolgreichstes Kinderbuch istwomöglich "Ein Cowboy namens Balthasar". Es ist vor ca. 20 Jahrenerschienen, und die Kinder können nach wie vor nicht genug davorbekommen. Es wird immer wieder im Rundfunk gesendet, in Deutschland undim Ausland. 

     -Wie steht es um die Kinderliteratur in Deutschland? Was für Tendenzen gibt es?

     -Die aktuelle Kinderliteratur inDeutschland ist sehr lebendig, es gibt unzählige Autoren und Richtungenund tausende von Übesetzungen aus anderen anderen Sprachen. Es gibtKinderliteratur nicht nur im Buchform, sondern auch als CD, DVD, im TV,Rundfunk und Internet. Im Zeitalter des Internets achten die zahlreichen Verlage darauf, zusätzlich zum Buch eine anderePräsentationsform zu finden und die neuen Medien einzusetzen. Das Buchund die neuen Medien schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern sieunterstützen sich gegenseitig.

     
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