Valentin Marica
Ich schreibe nicht zu dem Zweck, dass Kinder einschlafen, wenn sie meine Texte lesen oder hören ... Ganz im Gegenteil, es ist viel besser, wenn sie auf ein kleines Holzpferd steigen und mein Buch „Mâini de alint“ (dt.: „Hände fürs Streicheln“) zum Zügel machen ...
Dabei fing ich erst dann an, Welten zu erfinden, als meine Kinder mich vor dem Einschlafen darum baten, ihnen Märchen zu erzählen. Ich hatte jeden Abend eine Figur, Ionuț, und einen Blauen Vogel, der den lieben Kindern im Schnabel kleine Stücke warmen Himmels brachte. Damals kamen die Worte zu mir wie von allein und schwebten nicht auf dem Papier, sondern auf den kleinen Wangen von Cezara Codruța und Emilian Cosmin. Eines war aufgeregter als das andere, je nach den Ereignissen des Märchens, denn es kam schon mal vor, dass Ionuț im Wald verlorenging. Und dann, obwohl meine kleinen Reisenden schon auf den Schlaf vorbereitet waren, lagen sie mit gekreutzten Ărmchen und glänzenden Augen da, in der Hoffnung dass Ionuț doch noch den Weg nach Hause finden wird ...
Später begann ich, die Texte der Märchen niederzuschreiben, auch wenn mir das Märchen, das wie in einer Insektensammlung auf dem Deckel des Heftes festklebte, nicht gefiel. Mir gefielen jene Märchen in meinem Kopf, die ich begann, ohne zu wissen, wie sie enden würden ...
Erst später, als Cezara und Cosmin mir bis zur Schulter reichten, begann ich über Ionuț und den Blauen Vogel ernsthafter zu schreiben und stellte mich auf den Kopf, damit ihr Schwalbennest und das der Figuren nicht zerfielen. Ich wollte, dass sie noch da blieben, denn nur an diesem Ort fragten sie mich, ob sie, auf meinen Schultern sitzend, den Himmel berühren können, wenn sie die Arme hochhielten.Denn später gab es sie nicht mehr ...
So begann ich, Gedichte über die Interpunktionszeichen, darunter über das Fragezeichen, das sich wie Efeu um meine Verse windet, zu schreiben.
Wo gehen sie hin, die Kinder?
Ich suche die Antwort überall, wo sich Himmel und Erde berühren, und sollte ich sie finden, werde ich sie Ihnen mitteilen.
Und bis dahin?
Ich mag es, zuzuschauen, wie Kinder im Lärm ihres Spielzeugs die Welt vergessen, wie sie Erwachsene sein wollen, den Kopf trübseelig in den Händen haltend, wie sie von ihren Elten den Mond am Himmel verlangen, wie sie den Ehrgeiz haben, als Erste durchs Ziel zu laufen usw.
Ich sah sie gestern ... und heute.
Natürlich, heute sind sie älter ...! Diese Geschichte schreibe ich unbedingt noch ... !