Durch die kleinen Spalten, die zwischen den dünneren Wolkenschichten entstanden sind, konnte man auf die Erde hinunterblicken: es war als ob man auf eine andere und besondere, wie aus einer nur mit Linien und Zeichen bestehenden Welt hinunterschauen würde. Sie waren schon ziemlich lange unterwegs, als sie am Horizont die Umrisse von Türmen und Gebäuden erblickten.
Das war das Reich der Wolken, das Schritt für Schritt immer mächtiger erschien und als die Kinder an das riesige Tor des Reiches traten, wurden sie von vier, mit Bajonetten bewaffneten und gepanzerten Soldaten aufgehalten, die formlose und Schrecken erregende Gesichter hatten. Die beiden Geschwister erschraken sehr, als die Soldaten ihnen den Weg mit den Bajonetten versperrten, so sehr, dass sie es ganz vergaßen, was sie tun sollten. Der Junge drückte sein Gesicht an die Brust seiner Schwester und vor Angst klammerte er sich an ihr Kopftuch. Das Kopftuch rutschte zur Seite und die Soldaten erblickten den Stern auf ihrer Stirn. Sie nahmen ihre Bajonetten beiseite und machten ihnen den Weg frei.
Die Kinder gingen in die Stadt hinein und mischten sich unter die Menschen. Die Bewohner der Stadt unterschieden sich kaum von den Menschen auf der Erde. Ihre Gesichter waren freundlich und ihre Kleider erinnerten an die Kleidung der Menschen auf der Erde vor etwa hundert Jahren. Die müden und sorgenvollen Gesichter der Kinder erregten die Aufmerksamkeit der Passanten. Sie drangen mit immer schneller werdenden Schritten in die Menge und wenn sie die Richtung verloren, dann standen sie ganz still da und sahen sich schweigend um.
Die Stadt ist sehr alt gewesen und das einmal so glänzende gelbe Pflaster war jetzt abgenutzt. Schritt für Schritt waren Schlösser und Paläste zu bestaunen, deren Mauer besonders dick und die Eingänge bogenförmig waren. Die Straßen schlängelten sich durch die Stadt, einige waren sehr breit, auf denen auch Kutschen fahren konnten, andere aber waren sehr schmal, sodass die Menschen, die in den gegenüberliegenden Häusern wohnten sich leicht die Hände reichen konnten. Die Straßen liefen in kleine kreisförmige Plätze zusammen, in deren Mitte Brunnen standen; die Bewohner holten sich aus diesen Brunnen das Wasser. In den Dächern waren augenförmige Fensterchen geschnitten und den Kindern kam es vor, als ob diese „Augen“ ihnen zuzwinkern würden.
Auf den Schornsteinen der Häuser waren Storchennester zu sehen und in jedem Nest eine Storchfamilie. In den Storchennestern standen fünf bis sechs Störche auf einem Bein und klapperten, während sie auf die Fußgänger hinunterschauten.
Die Kinder konnten sich nicht entscheiden, ob es sich gehört, nach dem Brunnen am Ende des Regenbogens zu fragen. Das Mädchen hielt eine Frau an, die ein Kind an der Hand führte, aber die antwortete in einer Sprache, die sie nicht verstanden. Dann schaute der Junge zu einem Storch, der vor einem Gasthof stand. Zuerst dachte der Junge, dass der Storch aus Lehm war, ebenso wie die Blumentöpfe neben ihm, aber als er sich bewegte, ging der Junge auf ihn zu und fragte: