In diesem Frühling gingen die Geschäfte meines Vaters nicht besonders gut. Mein Vater kam kam ganz wütend von dem Markt zurück, mehr als die Hälfte der Kuhherde konnte er nicht verkaufen und wie immer, wenn er verärgert war, fluchte er und ging ins Bett ohne etwas zu essen. Am nächsten Tag versammelten sich bei uns in der Stube alle Rinderzüchter aus der Umgebung und beim Wein haben sie sich beraten. Sie waren richtige abgehärtete Kuhhirten, sie hatten in ihren Kuhställen über hundert Kühe, sie wuschen sich nur zweimal im Jahr, zu Weihnachten und zu Ostern, sie tranken Schnaps wie reines Wasser, sie konnten schrecklich fluchen und sie wischten sich ihre fettigen Messer vom Speck an den Hosen ab. Sie waren aber keine schlechten Menschen und in ihren Taschen waren auch immer einige Zuckerstückchen für uns Kinder, aber auch für die Pferde. Sie redeten mit gedämpften Stimmen und zusammengesteckten Köpfen über die unvermeidbare Konkurrenz für ihre Kühe. Wenn sie auf den Viehmarkt gehen, müssen sie ihre Kühen entweder unter dem Preis verkaufen oder sie kehrten mit den nicht verkauften Kühen wieder nach Hause zurück, während die Hirten aus dem Milchtal ihre schlanken Kühe, mit den langen und gedrehten Hörnern, die sehr viel und gute Milch gaben, sofort verkauften.
Es scheint so, dass die Kühe vom Milchtal auch nachts auf der Wiese grasen. Diejenigen, die diese Kühe kaufen, mischen die neu erworbenen Kühe aus dem Milchtal mit den anderen Kühen aus der Herde, sie gehen wie die anderen Kühe am Tag auf die Wiese und dann geben sie genauso viel Milch wie die anderen Kühe aus der Herde. Es bleibt nur die Frage: Warum kaufen die Menschen trotzdem diese Kühe aus dem Milchtal? „Der gute Ruf“ sagte mein Vater ganz erbost und alle anwesenden Köpfe murmelten ihm nach: Der gute Ruf.
Gleich ist mir Luca in den Sinn gekommen. Wir lernten an derselben Schule und wir waren auch befreundet. Er wohnte in Milchtal und er hat mich sogar zu sich nach Hause eingeladen. Ich musste hingehen, um die Wahrheit zu erfahren. In den Ferien ging ich eines Tages los. Ich musste zuerst ein Teil des Weges mit dem Zug fahren und danach ging ich ein Stückchen zu Fuß weiter, bis ich im Milchtal angekommen war. Das Dorf lag auf einer Hochebene, das ein flaches und weitläufiges Tal war, das von drei Flüssen durchzogen wurde, die dann in einen Fluss mündeten und das von rötlichen und trockenen Feldern umgeben war. Lucas Haus war das Letzte und lag gleich am Rande der Ebene.