Ich verabschiedete mich von Luca, fragte nach Arina, aber er sagte mir, sie sei vor Müdigkeit erschöpft und sie schliefe. Ich erinnerte mich an meine Zeit, als ich so klein war wie sie und ich zwischen den Kühen schlief und fragte mich, ob sie auch so schliefe oder eher in einem weißen, weichen Bett, wie es sich für ein kleines Mädchen gehörte. Aber was spielte das noch für eine Rolle?
Ich schritt zusammen mit den Gänsen durch das Tor, ich schaute wieder ihnen nach, wie sie in Scharen wegflogen und dann ging ich zum Bahnhof.
Der lange Weg tat mir gut, ich konnte in Ruhe nachgrübeln. Musste ich meinem Vater alles über die Ereignisse berichten? Wie kommt es, dass Luca über diese Sache überhaupt nicht besorgt war? Ich kam zu Hause an. Mein Vater war im Stall und zusammen mit zwei Knechten striegelten sie die Pferde.
„Bist du wieder da“, sagte er fröhlich und dann fragte er mich kurz, wie die Lage ist. Sein Gesicht war ehrlich und man konnte ihm seine Sorgen ablesen, die soviel Kummer bereiteten. Ich konnte ihn nicht anlügen. Ich senkte meine Augen zur Erde:
„Es ist wahr ...“
„Die verdammten Hurensöhne!“, und dann sprang er auf sein Pferd und ritt los. Am nächsten Tag ritten alle Hirten in einer Schar zum Milchtal. Dort fanden sie nichts mehr, absolut gar nichts mehr, nicht mal eine vergessene Katze, nur die leeren, verlassenen Häuser und Ställe.
Die schlanken Kühe mit den langen, geflochtenen Hörnern wurden nie wieder auf dem Viehmarkt gesichtet. Der gewöhnliche Alltag kehrte in das Leben der Hirten zurück. Seit dem sind zehn Jahre vergangen. An einem Sommertag ritt ich zu dem verlassenen Dorf.